21.09.2011

Interview Heinz Mayer

"Das Niveau hat deutlich zugenommen"

Jugendtrainer Heinz Mayer spricht im Interview über die Nachwuchsarbeit früher und heute. In den 28 Jahren, in denen er beim USC Konstanz tätig ist, hat sich vieles verändert. Der Schulrektor im Ruhestand sagt, was schwieriger geworden ist, wagt einen Blick nach vorne.

Herr Mayer, Sie sind seit 28 Jahren im Nachwuchsvolleyball beim USC Konstanz tätig. Wie sind Sie denn zum USC gekommen?

Ich habe 1981 eine Schulmannschaft an der Gebhardschule ins Leben gerufen. Da waren einige sehr große Talente dabei. 1983 kam dann Harald Schuster auf mich zu und fragte mich, ob wir nicht beim USC trainieren und spielen wollen. 1984 haben wir dann auf Anhieb als Team die baden-württembergische Meisterschaft geholt.

Wie sehr hat sich die Nachwuchsarbeit im Vergleich von Ihrer Anfangszeit bis heute verändert?

Natürlich hat sich im technischen und taktischen Bereich enorm viel getan. Allerdings hatten die Kinder früher viel mehr Zeit, so dass wir drei bis vier Mal in der Woche trainieren konnten. Das ist heute fast gar nicht mehr möglich.

Worin sehen Sie heute das größte Problem?

Heute setzen die jungen Leute in ihrer Freizeit ganz andere Prioritäten. Die wenigsten wollen irgendeine Verpflichtung eingehen. Aber genau das hat man gegenüber den Mannschaftskameraden, wenn man in einem Team spielt. Außerdem versuchen sich viele in so genannten Trendsportarten. Ich habe das Gefühl, dass viele auch keinen Leistungssport mehr wollen.

Wenn Sie es vergleichen, ist es in der Zwischenzeit schwieriger oder leichter geworden Kinder zu trainieren?

Wenn man sie einmal in der Halle hat, sehe ich keine großen Unterschiede. Das Training es eben anders. Allerdings ist es auffallend, dass die sportliche Ausbildung in der Grundschule deutlich nachgelassen hat. Wenn Kinder zu uns kommen, haben sie häufig weniger Grundlagen trainiert als früher. Deshalb sind die Leistungsunterschiede auch viel größer. Vielleicht sind sie im Vergleich zu früher auch etwas unmotivierter.

Was hat sich inhaltlich im Training mit den Kindern verändert?

Früher hat man einen sehr großen Wert auf die Grundtechniken wie zum Beispiel Pritschen, Baggern oder Aufschlag gelegt. Heute hat sich zum einen jede Technik weiter entwickelt und zum anderen werden sie sehr viel spielerischer vermittelt. Gleichzeitig ist die taktische Ausbildung viel wichtiger geworden. So werden heute schon sehr früh Laufwege, Verteidigung oder Block trainiert. Das Niveau hat deutlich zugenommen.

Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Ausbildung der Trainer in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt?

Es gab auch früher schon Fortbildungen und Seminare. Heute ist das Angebot aber viel größer. Außerdem können wir von unserem Landestrainer Michael Mallick sehr viel profitieren. Er hat den "Punkt" zusammengestellt. Das ist ein Leitfaden, der den Trainern hilft, was sie wann zu vermitteln haben. Heute sind sie einfach viel besser ausgebildet

Auch die äußeren Umstände haben sich mit Ganztagesschule oder vielfältigen Freizeitangeboten gewandelt. Wie sehr beeinflußt das die Nachwuchsarbeit?

Ganz enorm. Das ist allerdings ein Problem, mit denen alle Sportvereine zu kämpfen haben. Das ist nicht Volleyball spezifisch. Ich denke, dass in der heutigen Zeit, die Schulen und vor allem die Eltern, viel mehr gefordert sind, die Kinder für den Sport zu begeistern.

Viele Sportarten haben Probleme, genügend Nachwuchs zu generieren. Wie sieht das beim USC Konstanz aus?

Wir sind momentan doch noch ganz zufrieden. Allerdings tun wir auch einiges dafür. Wir haben zum Beispiel sechs Kooperationen mit Schulen. Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. Dadurch bekommen wir immer wieder junge Talente, die zu uns ins Training kommen.

Was macht der Verein sonst noch, um weiter ambitionierte jugendliche Volleyballspieler in den Verein zu locken?

Wir bieten auch in den Ferien die Möglichkeit, Volleyball zu spielen. Zudem haben wir diesen Sommer zum Beispiel ein Volleyball-Camp angeboten, dass sehr gut angenommen wurde. Außerdem beteiligen wir uns an der integrativen Kindersportwoche. Vielleicht sollten wir auch mal wieder ein Stadtturnier austragen. Das fand schon lange nicht mehr statt.

Was muss Ihrer Meinung nach gewährleistet sein, um die Zukunft des Volleyballs in Konstanz zu sichern?

An erster Stelle muss es genug qualifizierte Trainer geben. Dann brauchen wir auch Hallen, um Trainingsmöglichkeiten anbieten zu können. Ganz wichtig ist zudem die Unterstützung der Schulen, der Lehrer und vor allem der Eltern. Das gilt aber wieder für alle Sportarten.

Die Fragen stellte Reiner Jäckle

 

Heinz Mayer

Der 72-Jährige ist seit 28 Jahren beim USC Konstanz als Jugendtrainer aktiv. Er wurde mit seinen Teams bereits zwei Mal deutscher Meister, einmal Zweiter und sechs Mal Dritter. Mayer hat zahlreiche Spieler trainiert, die später in der Bundesliga gespielt haben und teilweise auch als Nationalspieler eingesetzt wurden. Erste Trainer-Erfahrung sammelte Mayer bereits 1972. Der ehemalige Rektor der Gebhardschule in Konstanz ist seit sieben Jahren in Ruhestand. (mag)